Acht Jahre lang sass ich nun im Solothurner Kantonsrat. Acht Jahre lang habe ich mich mit Herzblut und grossem Aufwand für unseren Kanton eingesetzt.
Dann, am 7. März 2021, am Tag der Erneuerungswahlen, der Hammer: Trotz gutem Resultat hat es nicht mehr gereicht; die Abwahl war Tatsache. Nur sehr selten berichten „nicht mehr gewählte“ oder eben „abgewählte“ Politiker nach so einem Ereignis von ihren Erfahrungen. Diese Tatsache hat mich zusätzlich motiviert, dies in meinem Fall zu ändern.
Zuerst einmal muss man verstehen, wie sich diese Abwahl ergeben hat. Man muss wissen, dass ich während der ganzen Zeit in welcher die Resultate der einzelnen Gemeinden publiziert wurden, immer als „Gewählter“ aufgeführt war. Erst nach dem alle Gemeinden ausgezählt waren und die Listenverbindungen mit einbezogen wurden, stand fest: Die FDP verliert einen weiteren Sitz und ich bin nicht mehr dabei. Der Zeitraum von der Bekanntgabe der ersten Resultate bis zum endgültigen Resultat erstreckte sich von ca. 13:00 Uhr bis 20:20 Uhr.
Nach dem dann das definitive Resultat publiziert wurde, brach für mich kurzfristig eine kleine Welt zusammen. Der Magen zog sich zusammen und ich kriegte kaum mehr Luft zum Atmen. Man kann sich selbstverständlich schon fragen, wieso dem so sei. Ist der Einsatz als Kantonsrat doch alles andere als ein Zuckerschlecken und gut bezahlt ist dieses Amt nun auch nicht. Doch wenn man sich wie ich, während Jahren mit vollem Einsatz in die Politik eingebracht hat, ist so eine Abwahl vergleichbar mit einem Bunggee-Jump, jedoch ohne Seil. Am Boden angekommen, geht es dann zuerst darum sich wieder aufzurappeln. Dabei ist vor allem die eigene Familie und der Freundeskreis enorm hilfreich. Während der ersten Tage nach diesem einschneidenden Ereignis hat mich meine 13 jährige Tochter täglich in den Arm genommen und getröstet. Verkehrte Welt denke ich, denn während der letzten acht Jahre hatte ich nur sehr wenig Zeit für meine Familie. So sollte es doch eher so sein, dass ich mich bei meiner Familie entschuldigen muss, dass ich während meiner Zeit im Kantonsrat viel zu wenig Zeit für sie übrig hatte.
Nach dem ich den ersten Schock überstanden und verarbeitet hatte, habe ich gemerkt, dass mein Resultat eigentlich als Erfolg gewertet werden könnte, da ich als früherer Präsident einer anderen Partei trotzdem zwei bisherige Kandidaten hinter mir gelassen habe. Nun ging es langsam wieder aufwärts. Die verschiedenen Anrufe von ehemaligen Ratskollegen oder Bekannten waren hingegen nicht immer hilfreich. Vor Augen geführt zu bekommen wie nahe ich meiner Wiederwahl gekommen war, ist nicht immer nur vorteilhaft. Auch die nett gemeinten Schreiben von KGV und Handelskammer machen einem erneut klar was gerade passiert war. Ebenfalls nicht ganz einfach zu ertragen waren während der ersten Zeit die sozialen Netzwerke. Mit an zu sehen wie sich die Gewählten auf Facebook gegenseitig gratulieren ist in so einer Zeit nicht gerade einfach. Selbstverständlich freue auch ich mich über die Wiederwahlen meiner Kolleginnen und Kollegen und ich habe ihnen gratuliert. Ich mache jedoch keinen Hehl daraus, dass es mir einfacher gefallen wäre, wenn ich selber auch wiedergewählt worden wäre.
Dann kommt die Zeit wo man versucht das Positive in dieser Situation zu sehen. „Jetzt hast Du mehr Zeit“ heisst es immer wieder. Mehr Zeit für Beruf, Freizeit und Familie. Kann ja durchaus sein, doch hätte ich mehr Zeit gewollt, so hätte ich gar nicht mehr kandidiert.
Hätte ich mehr Zeit gewollt, so hätte ich gar nicht mehr kandidiert.
Markus Dietschi
Mann, bin ich ein Weichei, denke ich. Was soll das, habe ich doch in meinem Leben schon so einiges erreicht und bin weder mir, noch sonst jemandem etwas schuldig. Trotzdem sticht es mich immer wieder ins Herz. Ist es das nun gewesen? Wie geht es weiter? Welche neuen Chancen ergeben sich? Insbesondere die letzte Frage gibt es nun in der nächsten Zeit zu beantworten. Ehrlich gesagt, freue ich mich diese Frage beantworten zu können.
Jene die mich kennen wissen wohl genau, dass ich nicht zu jenen gehöre, die in so einer Situation den Kopf in den Sand stecken, sondern dass ich den Berg wieder hochkraxle und weiterkämpfe…
Meine Frau und ich waren auch Enteuscht über deine Abwahl. Aber das Leben geht weiter, wir wünschen Dir viel Glück.
Marianne u. Ueli
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