Seit einigen Wochen werden ich als Ackerbauer immer wieder von Konsumenten auf den Anbau von Brotgetreide angesprochen. Für sie ist klar: In der aktuellen Krise sollen wir in der Schweiz so viel Getreide wie möglich anbauen, um nicht noch mehr vom Ausland abhängig zu sein.
Als ich diesen Leuten dann mitteilte, dass wir Landwirte noch gar nicht wissen, ob wir für das doch so begehrte Brotgetreide überhaupt einen besseren Preis erhalten um wenigstens unsere Mehrkosten zu decken, waren sie völlig überrascht. Sie waren alle der Meinung, dass wir nun endlich fair für unsere Ware entschädigt werden. Im Vorfeld der Preisverhandlung wurde von Seite Landwirtschaft auf die rund Fr. 8.00 höheren Produktionskosten pro 100 kg Weizen aufmerksam gemacht. Die Preisverhandlung, bei dem Produzenten und Verarbeiter den Richtpreis für die kommende Ernte festlegen, fand nun am 28. Juni 2022 statt. Das Resultat: Fr. 3.00 bis Fr. 5.00 pro 100 kg höherer Richtpreis beim Brotgetreide.
Somit steht eines fest: Die Landwirte verdienen beim Getreideanbau trotz steigender Preise auf dem Weltmarkt und den massiv gestiegenen Produktionskosten weniger als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig hat der Bundesrat bereits dreimal das Zollkontingent bis aktuell 60’000 Tonnen angehoben. Die Schweiz kauft somit auf dem Weltmarkt Getreide ein, welches dann für ärmere Länder fehlt. Anstatt mit einer fairen Preiserhöhung den Brotgetreideanbau in der Schweiz zu fördern, passiert genau das Gegenteil.
Diese Richtpreiserhöhung ist völlig inakzeptabel!
Markus Dietschi
Für mich ist klar: Das Fass läuft über! Von uns Landwirten wird immer mehr gefordert, eine Vollzeit-Familienarbeitskraft verdient im Durchschnitt gerade mal Fr. 58’600.00 im Jahr und die Selbstmordrate in der Landwirtschaft ist doppelt so hoch wie im Schweizer Durchschnitt. Im weiteren steht bereits fest, dass gleichzeitig bei den Direktzahlungen im Ackerbau gekürzt wird.
Eine Preiserhöhung für die Produzenten von 8 Franken pro 100kg würde für den durchschnittlichen Schweizer Haushalt eine jährliche Erhöhung von rund 5 Franken bedeuten, was sich also in keinster Weise auf das Budget auswirken würde.
Quelle: http://www.sgpv.ch
Wer jetzt glaubt, dass die in den letzten Jahren gestiegenen Lebensmittelpreise auf höhere Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse zurückzuführen sind, ist völlig auf dem Holzweg. Auch hier ist das Gegenteil der Fall: Die Preise für Lebensmittel sind gestiegen und in der gleichen Zeit erhielt der Landwirt immer weniger für seine Erzeugnisse (siehe nachfolgende Grafik).

So muss man wohl nicht Hellseher sein, um zu wissen, dass die Mehrkosten durch den leicht höheren Produzentenpreis durch Verarbeiter und Handel an den Konsumenten weitergegeben werden.
Wir Landwirte haben immer klar gemacht, dass wir keinen Profit aus der Krise schlagen werden. Uns geht es lediglich darum, die Mehrkosten zu decken.
Leider ist dies nun beim Brotgetreide nicht der Fall. Meine Enttäuschung über diese Richtpreiserhöhung kann somit kaum in Worte gefasst werden.
Werter Markus
Ich teile deine Enttäuschung. Bei einer vom Bauernverband berechneten Anstieg der Produktionskosten von Fr 500.- pro Hektare, uns im Schnitt nur vier Franken mehr zu bezahlen ist eine Schande. Dies ergibt pro Hektare ein Mehrerlös von nicht einmal dreihundert Franken. Damit verdiene ich also pro Hektar weniger als vorher.
Was mich aber dabei am meisten ärgert ist, dass im Begleittext geschrieben wird wie die schweizerische Getreideproduktion sei. Normalerweise ist man bereit für das was einem wichtig ist einen fairen Preis zu bezahlen. Dies ist hier aber nicht der Fall!!
Die Produzentenvertreter dürfen solche Aussagen nicht unterstützen, sondern sollen ihrer Unzufriedenheit klar Ausdruck geben.
Ich bin tief enttäuscht vom Ergebnis und überlege mir ernsthaft, wo läuft was falsch und welche Konsequenzen ziehe ich daraus.
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Lieber Josef
Ja, unsere Produzentenvertreter dürfen solche Aussagen keinesfalls Unterstützten.
Das tragische daran: Verarbeiter und Handel profitieren von dieser Situation und die Bauern bleiben einmal mehr auf der Strecke!
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Brotgetreideanbau an den Nagel hängen!
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Auf jeden Fall wird so der Getreideanbau sicher nicht ausgebaut.
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Am besten wäre es wenn alle Produzenten ihr Brotgetreide bei den Annahmestellen nur einlagern und nicht verkaufen. Dann.nochmals nach der Ernte den Preis neu verhandelt. Und erst danach das Botgetreide frei geben
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Das wäre eine Überlegung Wert.
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@ Rainer Käser
Genau so sollten wir es machen. In keinem anderen Laden erhällt man Waren, wenn für den Verkäufer der Preis nicht stimmt. Warum wird diese Idee nicht breit unter den Bauern gestreut und geschlossen durchgezogen?
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Genau. Auch Die Agrarpolitik läuft total falsch. Wir müssen aufstehen und gegen diese Zermürbung des Bauernstand entgegenwirken. Wir lassen uns das doch nicht gefallen.
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Hauptsache Swiss Granum kann uns noch möglichst hohe Verbandsbeiträge
bei der Ablieferung von Brotgetreide abziehen. Toller Verband ? Man sollte das Getreide wirklich vorerst nicht verkaufen. Super Idee.
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Unbedingt so machen habe Gerate auch nicht verkauft!
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Ich bin eine Konsumentin und bin dankbar für ihren Bericht. Es läuft schon lange falsch, auch bei den Obstbauern und endlich spricht es mal jemand laut aus. Leider werden es zu wenige hören…da die Main stream Medien so etwas nicht drucken wollen. Liebe Schweizer Bauern, ich kaufe alles was ich kann direkt auf dem Bauernhof oder dem Markt etc. und da bin ich nicht alleine. Haltet zusammen und versucht andere Wege der Vermarktung zu gehen, ich bin sicher, dass viele Konsumenten direkt zu euch kommen würden.
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Liebe Frau Wehrli
Besten Dank für Ihren Kommentar. Leider ist es nicht möglich das Getreide in grösseren Mengen direkt ab Hof zu verkaufen.
Übrigens: Würde für das Brotgetreide wie gefordert Fr. 8.00 pro 100kg mehr bezahlt, würde dies für einen durchschnittlichen Schweizer Haushalt im Jahr Fr. 5.00 mehr kosten.
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Getreide nur Einlagern und nach der Ernte neu verhandeln
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Das muss in Presse, Radio und TV bekannt gemacht werden.
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Ja, das ist sehr wichtig. Ich habe meinen Beitrag auch den nicht landwirtschaftlichen Medien zugestellt. Ich bleibe jedenfalls dran 🙂
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